Verkauf in der Krise?
von Dr. Horst Friedrich
Krise

Im April 2020 hat die Corona-Krise die Wirtschaft weltweit fest im Griff. Viele Geschäfte bleiben geschlossen, Unterbrechungen in den Lieferketten führen zu Produktionsstopps, und ganze Branchen liegen brach. Man hat den Eindruck, dass fast die gesamte Weltwirtschaft stillsteht.

Es ist kein Wunder, dass sich viele Unternehmer in einer Krise solchen Ausmaßes verstärkt Gedanken über die Zukunft machen. Eine Krisensituation erfordert eine Neubewertung der Erwartungen an die künftige wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens: Wachstumsperspektiven, wie sie vielfach noch vor der Krise vorhanden waren, scheinen plötzlich in sich zusammenzufallen. In solch einer Situation fragt sich so mancher Unternehmer, ob es nicht besser ist, sein Unternehmen möglichst schnell zu verkaufen, bevor es noch schlimmer kommt, und am Ende vielleicht sogar die Insolvenz eintritt.

3 Fragestellungen helfen bei der Bewertung der Situation

Nun, Angst und Panik sind schlechte Ratgeber. Auch in einer derartigen Krisensituation gilt es, kühlen Kopf zu bewahren und möglichst rational die Situation zu bewerten. Freilich sind dabei auch die Risiken nicht zu unterschätzen, aber man sollte eben auch mögliche Chancen nicht übersehen. Folgende drei Fragestellungen mögen bei einer Einschätzung der Situation helfen:

  1. In welcher Weise ist mein Geschäftsmodell von der Krise betroffen? Biete ich ein Produkt oder eine Leistung an, die auch nach der Krise (oder vielleicht sogar in der Krise) noch gefragt sein wird? Ergeben sich durch die Krise notwendige Änderungen an meinem Produkt- oder Leistungsportfolio, und bin ich in der Lage, diese Änderungen umzusetzen?
  2. Wie wirkt sich die Krise auf meine Lieferanten aus? Sind diese weiterhin in der Lage, mich zu beliefern? Kann ich auf andere Lieferanten und/oder andere Zulieferprodukte ausweichen, wenn es aufgrund der Krise zu Lieferengpässen kommt? Ist absehbar, was passieren muss, damit etwaige Lieferengpässe überwunden werden? Sind durch die Krise auch langfristig Änderungen in meiner Kostenstruktur zu erwarten, die sich auf die Werthaltigkeit meines Unternehmens auswirken?
  3. Wie wirkt sich die Krise auf meine Kunden und deren Nachfrageverhalten aus? Sind meine Kunden vielleicht sogar in der Krise auch dazu bereit und in der Lage, meine Produkte zu kaufen, oder ist zumindest davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Überwindung der Krise wiederauflebt? Sind meine Vertriebswege von der Krise betroffen, und wenn ja, ist dies nur eine vorübergehende Begleiterscheinung der Krise oder sind nachhaltige Änderungen zu erwarten?

Bewertung der eigenen Position in der Wertschöpfungskette

Letztlich gilt es, die eigene Position in der Wertschöpfungskette vor dem Hintergrund der Krise zu bewerten. Stets sollte man sich die Frage stellen, ob die identifizierten Entwicklungen nur krisenbedingt und vorübergehender Natur sind, oder ob dauerhafte Änderungen zu erwarten sind.

Häufig erlebt man in einer Krise, dass sich ein schon seit längerem zu beobachtender Strukturwandel durch die Krise deutlich beschleunigt. Ein aktuelles Beispiel: In der Corona Krise bleiben viele Einzelhändler geschlossen, und die Kunden weichen noch stärker als sonst auf Onlineangebote aus. Doch schon seit langem erleben wir einen klaren Trend weg vom klassischen Einzelhandel hin zum Onlinehandel, dieser Effekt ist also nicht erst durch die Krise entstanden. Gut beraten ist derjenige Unternehmer, der solch einen Strukturwandel laufend beobachtet und möglichst frühzeitig entsprechende Maßnahmen ergreift – indem z.B. ein Einzelhändler zum Multi-Channel Anbieter wird und seine Kunden auch online erreicht.

Blick auf die eigenen Ressourcen

In der Krise ist auch ein Blick auf die eigenen Ressourcen wichtig. Wenn es zu krisenbedingten Umsatzeinbrüchen kommt, und die Kostenseite nicht in gleichem Maße reduziert werden kann, ist es erforderlich abzuschätzen, in welchem Maße die eigenen Ressourcen ausreichen, um die Verlustsituation durchzustehen. Sollten sich bei der Planung finanzielle Engpässe abzeichnen, gilt es schleunigst gegenzusteuern.

Abschätzung der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells

All diese Überlegungen sollen helfen abzuschätzen, ob das eigene unternehmerische Konzept die Krise überstehen kann und auch nach der Krise dauerhaft erfolgreich betrieben werden kann. Doch machen wir uns nichts vor: wirtschaftliche Strukturen verändern sich ständig, und in einer Krise gilt dies noch stärker als in einer vergleichsweise ruhigen wirtschaftlichen Situation. Dementsprechend sind Einschätzungen und Prognosen in einer Krise naturgemäß mit einer höheren Unsicherheit behaftet. Hier ist die Unternehmerin und der Unternehmer gefordert!

Verkauf – ja oder nein?

Sollten Sie zu dem Urteil gelangen, dass das Geschäftsmodell langfristig trägt und die eigenen Ressourcen ausreichen, die Krise zu überstehen, so sollte die Krise zumindest nicht der alleinige Grund sein, das Unternehmen veräußern zu wollen. Wichtiger bei der Entscheidung über einen möglichen Verkauf sind dann Themen wie die eigene Lebensplanung und die der Familie, die Frage der Verkaufbarkeit des Unternehmens und der Attraktivität des Unternehmens aus Sicht potentieller Käufer.

Dieser Aspekt führt zu folgenden, für einen möglichen Unternehmensverkauf wichtigen Fragen: Ist das Unternehmen überhaupt so aufgestellt, dass man es an einen Erwerber übergeben kann? Und gibt es überhaupt in der Krisensituation potentielle Käufer, die bereit sind, einen fairen Preis für das Unternehmen zu zahlen? Um diese Fragen zu beantworten, ist es sicher hilfreich, sich mit Experten zu besprechen, die sich auf den Markt für Unternehmensverkäufe spezialisiert haben.

Sollten Sie in Ihrer Analyse zu der Auffassung kommen, dass die Krise – oder auch andere, längerfristige Entwicklungen – das eigene Geschäftsmodell in seiner Zukunftsfähigkeit bedrohen und Sie auch nicht in der Lage oder willens sind, hier umfassend gegenzusteuern und das unternehmerische Konzept entsprechend umzugestalten, kann ein Verkauf des Unternehmens eine Option sein. Dieser Verkauf sollte dann zügig erfolgen, um einen weiteren Wertverlust zu begrenzen. Der Verkaufsprozess sollte sich auf diejenigen strategischen Käufer fokussieren, für die das Geschäftsmodell eine attraktive Ergänzung bedeuten kann, und auf diejenigen finanzwirtschaftlich orientierten Investoren, die sich nicht scheuen, die erforderlichen Umgestaltungsmaßnahmen zu ergreifen. Auch hier sollte auf den Rat von Experten für Unternehmensverkäufe nicht verzichtet werden.

Abschließend möchten wir nicht auf den Hinweis verzichten, dass die Entscheidung über einen Verkauf Ihres Unternehmens nicht nur auf der wirtschaftlichen Situation und den Perspektiven des Unternehmens basieren sollte, sondern insbesondere Ihre eigene, persönliche Situation, Ihre weitere Lebensplanung und die Ihrer Familie wichtige Rollen spielen sollten!

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